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Sonntag, 20. April 2014

Bischof Schreiber über die Missionspflicht der Katholiken (Teil 6)

Papst Pius XI. bei der Einweihung des neuen Campus der Päpstlichen Universität Urbaniana. Anwesend sind Kleriker (wohl Seminaristen) aus verschiedenen Missionsländern

Fortsetzung von hier


(…) Ich schließe. Mein Blick schweift zurück zum Areopag in Athen. Dort steht der große Völkerapostel Paulus vor den Vertretern der heidnisch-griechischen Kultur. Er gibt Zeugnis von der Pflicht der Missionierung des ganzen Erdkreises durch Boten Christi. Er ist sich bewusst, dass die Erfüllung dieser Pflicht auch durch reiche Erfolge in der Zukunft belohnt werde. Denn er glaubt an den Sieg des Kreuzes Christi. Zwar führt sein jetziges Auftreten in Athen nur wenige aus der Zuhörerschar der Kirche Christi zu. Aber, durch seinen Meister belehrt, weiß er, dass die Missionsarbeit in Christi Namen, für Christi Reich, durch Christi Kraft vollzogen , nach und nach die ganze Welt erobern wird.

Einen Widerhall dessen, was Paulus damals hinsichtlich der Missionspflicht darlegte und hinsichtlich der Missionspflicht darlegte und hinsichtlich der Missionserfolge voraussah, erlebte ich in Rom in der Peterskirche bei dem großen Missionsfest zu Pfingsten 1922. Der welterobernde Erfolg der Missionsarbeit der Kirche trat überwältigend vor mein Auge. Wohl 80.000 Menschen aus der ganzen Welt waren zu diesem Missionsfest im Petersdom zusammengeströmt. 250 Bischöfe aus allen Erdteilen waren hier versammelt. Neben mir zur Rechten saß ein schwarzer Bischof aus Südindien, neben mir zur Linken ein Bischof aus Kanada und vor mir ein Bischof aus Australien. 

Thomas Kardinal Tien S.V.D., der erste Kardinal Chinas und wahrscheinlich der erste Kardinal der Neuzeit, der aus dem Heidentum konvertierte. Er wurde erst im Alter von 11 Jahren getauft.
Alle diese Söhne und Töchter der verschiedenen Völker und Nationen des Erdkreises, Bischöfe, Priester und Laien, sind seit den Tagen des Herrn in ihren Vorfahren, manche erst in ihren Vätern, wieder andere sogar erst jüngst durch die Missionsarbeit zu Jüngern Christi, zu Gliedern seiner Kirche, zu Schäflein in der einen Hürde unter dem einen obersten Hirten gemacht worden. Sie sind die Abgesandten von mehr als 250 Millionen Katholiken auf dem ganzen Erdball. Sehen Sie da den gewaltigen Erfolg der Missionsarbeit, die Paulus vor fast 1900 Jahren auf der Hochburg der heidnisch-griechischen Kultur begann.

Das Papstamt im Petersdom beginnt. Nach dem Evangelium besteigt der Hl. Vater die Cathedra, die in der Apsis in der Peterskirche hinter dem Hochaltar für ihn aufgerichtet ist. Er spricht von der Missionsarbeit der Kirche. Durch die Jahrhunderte schreitend bringt er in Erinnerung die gewaltigen Leistungen, welche die katholische Kirche in den Heidenländern für Christi und sein Reich und für das Seelenheil der Heiden vollbracht hat. Sein Auge leuchtet, als er von den Großtaten der Missionare und Missionarinnen in den Heidenländern der Vergangenheit und der Gegenwart berichtet. Seine Bewegungen werden lebhafter, als er zu sprechen kommt auf das, was insbesondere auch die Propaganda in Rom in den 300 Jahren ihres Bestehens für die Missionierung der Heidenwelt getan hat. Seine Stimme wird stärker und eindringlicher, als er vor dem geistigen Auge der um ihn gescharten Kardinäle und Bischöfe, Priester und Laien die großartigen Gesamterfolge der Missionsarbeit der Kirche erstehen lässt.

Jetzt wendet sich der Papst den weiten Länderstrecken zu, die noch in Finsternis und Todesschatten liegen. Er spricht von der furchtbaren Verantwortung, die auf ihm und den Bischöfen und den Priestern und dem gesamten katholischen Volke lasten für das Seelenheil dieser ungezählten Millionen Heiden. Und je mehr der Heilige Vater sich vertieft in die Betrachtung dieser Seelennot des größten Teils der Menschheit und je mehr er die dieser Seelennot gegenüberstehenden Missionspflicht der Kirche ermisst, desto bewegter wird seine Stimme, desto wärmer schlägt sein Herz, desto mehr füllen sich seine Augen mit Tränen, sodass er Mühe hat, der Wehmut und Rührung Herr zu werden.
Wie Feuerfunken sprühen die Worte des Papstes in die Herzen der um ihn versammelten Kardinäle und Bischöfe, Priester und Laien, seine apostolischen Gedanken, sein glühender Seeleneifer, seine tiefgehende Bewegung teilen sich ihnen mit überwältigender Wirkung mit. Alles steht unter der Wucht des Gedankens: Die Missionsarbeit ist für uns alle eine heiligste Pflicht und schwerste Verantwortung.

Der Papst stimmt das Credo an. Die versammelten Kardinäle und Bischöfe beten es alle mit ihm, und die den weiten Petersdom füllenden 80.000 Christen bekennen im Herzen dasselbe, was der Papst mit den um ihn gescharten Bischöfen des Erdkreises mit Herz und Mund bezeugt. Was war das doch für ein unvergessliches Erlebnis! Diese sichtbare Darstellung der einen heiligen, katholischen und apostolischen Kirche! Alle, die aus dem ganzen Erdenkreis hierher zusammen kamen, bekennen sich überzeugungsvoll zu demselben katholischen Glauben in allen seinen Einzellehren, zu demselben katholischen Sittengesetz in allen seinen Einzelsatzungen, zu demselben heiligen Tugendstreben nach dem Beispiel Christi und der Heiligen, zu derselben großen Allgemeinheit der unter dem Papst und den Bischöfen stehenden Gläubigen, und jeder der hier anwesenden Bischöfe besitzt den Adelsbrief seiner Abstammung von einem der Apostel. Aus dem Munde der aus den verschiedenen geistlichen Kollegien Roms gebildeten Schar von 900 Sängern, die die Pfingstmesse nach den Choralmelodien der Vaticana vortragen, dringen jetzt die Worte an unser Ohr: „et unam sanctam, catholicam et apostolicam ecclesiam – ich glaube an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.“

Herz und Auge wird beim mächtigen Klang dieser Worte unwillkürlich emporgehoben. Ich schaue nach oben. Über uns wölbt sich die gewaltige Kuppel, die Michelangelo in kühnem Wagen in die Lüfte hinauf getürmt hat. Am unteren Rand dieses Riesenbaus lese ich in schwarzen Lettern auf goldenem Grund das Wort des Herrn: „Tu es Petrus et super hanc petram aedificabo ecclesiam meam et portae inferi non praevalebunt adversus eam – Du bist Petrus der Fels, und auf diesem Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen.“
Niemals in meinem Leben ist mir mit größerer Deutlichkeit und Wucht die gewaltige Größe der katholischen Kirche zum Bewusstsein gekommen – jener Kirche, die wahrhaft die ganze Welt umspannt, die in ihrer Einheit, Heiligkeit, Allgemeinheit und apostolischen Nachfolge vor den Augen der ganzen Menschheit emporragt als „der Berg des Hauses des Herrn, fest gegründet auf dem Gipfel der Berge und erhöht über die Hügel. Und alle Völker werden zu ihm strömen und die Völker werden hinwallen und sprechen: kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berge des Herrn und zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns seine Wege lehre und dass wir auf seinen Pfaden wandeln, denn von Sion wird das Gesetz ausgehen und das Wort des Herrn von Jerusalem.“ (Is. 2,2-3)

Für eine solche Kirche leben und arbeiten, auch als Laienapostel, auf allen Gebieten der Gottes- und Nächstenliebe, in der katholischen Stadt, im katholischen Dorf, aber auch in der Heidenmission oder für die Heidenmission, durch gutes Beispiel, durch christliche Kindererziehung, durch Gaben und Spenden, seien sie auch noch so klein; dieser Kirche durch die Missionsarbeit in Erfüllung der Missionspflicht immer größere Scharen von Menschen zuführen: das ist wahrhaft „das göttlichste aller göttlichen Dinge“. Das ist das Hehrste und Erhabenste, was wir für Gott, für Christus, für das Heil der Menschen tun können. 

Dieser Kirche wollen wir heute Abend wiederum unsere Treue und unsere Mitarbeit geloben, von ihr wollen wir nicht wanken und weichen, ihr gehört unser Verstand und unser Wille und unser Herz und unsere Tat. So lasst uns denn frohbewegt und begeistert einstimmen in das Lied, das uns schon von Jugend auf lieb und teuer geworden ist, in das Lied:

Fest soll mein Taufbund immer stehn, ich will die Kirche hören.


(aus: die katholischen Missionen, 1925)


Gesegnete Ostern!