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Dienstag, 12. Mai 2015

Große Missionsbischöfe: die drei Titularbischöfe von Acanthus (Teil 2) – Msgr. Pierre-André Retord M.E.P., Apostolischer Vikar von West-Tongkin


Durch Martyrerblut geheiligt und befruchtet, ging der Titel eines Bischofs von Acanthus, zugleich mit der Würde eines apostolischen Vikars von West-Tongkin, im Jahr 1840 an Msgr. Retord über, der sich damals schon 7 Jahre in der Mission als einer ihrer tüchtigsten Arbeiter und eine ihrer kräftigsten Stützen bewährt hatte.

„Welch' eine Lage,“ so charakterisiert er selbst in einem Brief sein Hirtenamt, „beständig wie ein Vogel auf dem Zweig zu sitzen, ohne Unterlass von Unheilsnachrichten beunruhigt: dass Spione uns auf der Fährte sind, dass man uns denunziert hat, dass die Mandarine schon begonnen, uns zu umzingeln – und welch Unglück droht dann der Mission und den armen Christen – sie werden um unsertwillen geplündert, viele von ihnen getötet werden! Um sie dieser Gefahr zu entziehen, gehen wir bald auf die Flüsse, um uns in Barken zu verstecken, bald ziehen wir uns in unterirdische Löcher zurück, um uns gleichsam lebendig zu begraben. Einmal blieben wir volle acht Stunden in einer solchen Grube vergraben, ohne andere Luft zu atmen, als diejenige, welche uns durch ein kleines Bambusrohr zuströmte. Als wir wieder herauskamen, waren wir beinahe ganz blöde und stumpfsinnig geworden. Die leiblichen Qualen in dergleichen kritischen Momenten sind nichts im Vergleich zu der Seelenangst, die man aussteht.“

So von Dorf zu Dorf, von Versteck zu Versteck gehetzt, und doch immer mutvoll das Evangelium verkündend, das Reich Gottes ausbreitend und erhaltend, leitete Msgr. Retord, Bischof von Acanthus, unter den unaufhörlichen Verfolgungen der Kaiser Minh Mạng, Thiệu Trị und Tự Đức achtzehn Jahre lang das apostolische Vikariat West-Tongkin, bis er endlich, aufgezehrt von Leiden und Gefahr, als armer Flüchtling, einsam und verlassen in einer Bergeseinöde 1858 dem Fieber erlag. „Msgr. Retord ist nicht mehr,“ schrieb einer der Genossen seines Apostolates, der hochw. Herr Vénard, im Dezember 1858, „das bösartige Fieber der Wälder hat ihn am 22. Oktober hinweggerafft. So endigte in völliger Verlassenheit und Hilflosigkeit dieses Leben voll Mühen und Leiden, nach einer Missionsarbeit von 25 Jahren, von denen 18 mit der schweren Bürde des apostolischen Vikariates verbunden gewesen waren. Msgr. Retord hat die schönen und so heiß ersehnten Tage des Friedens nicht heranbrechen sehen. Sein ganzes Missionsleben verlief inmitten von Gefahren und Prüfungen aller Art, es war nur die Verwirklichung eines Traums seiner Jugend, in welchem ihm die selige Jungfrau erschien, ihn auf die Spitze eines hohen Berges, an den Fuß eines großen Kreuzes trug und ihm sagte, sein Leben würde gekreuzigt sein bis zum Ende. Das Leben jedes Missionärs ist reich an Kreuz, dasjenige Msgr. Retords war es mehr als das irgendeines anderen, und sein Tod auf einer wilden Bergeshöhe, mitten in einem sonst nur von reißenden Tieren bewohnten Wald, in vollständiger Entblößung von allem, war ein Tod am Kreuz, an einem Kreuz nackt und bitter, wie das seines Meisters und Erlösers Jesus war.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1878)